Donnerstag, Juni 16, 2005

Fränkischer Slang

Im „Fei“ liegt die Vielfalt
Oder: Schwärmerisches über ein beliebtes Bindewort

Es is fei Zeit worn. Endlich hat sich jemand aufgerafft, um sich intensiv dem bedeutenden Binde- oder Würzwort „fei“ zuzuwenden: Sabine Krämer-Neubert vom Dialektinstitut der Universität Würzburg nämlich.

Über das, was die Dialektologin erforscht hat, wundert sich aber der Franke fei a weng. Weil er nämlich erfährt, dass „fei“ fei net typisch fränkisch ist. Und dass die Wurzeln von diesem Wördla, das zu des Franken liebsten zählt, fei sogar bei den alten Römern zu finden sind.

Als Abwandlung des lateinischen „finis“ (Grenze, Ende) kam es demnach über das Französische („fin“) um das zwölfte Jahrhundert hierher. Und es gehörte fei damals sogar zur Hochsprache, etwa in der Bedeutung: Schluss! Bis hierher und nicht weiter. So hören wir auch heute noch die fränkische Mama ihrem klann (oder größeren) Ruutzlöffl die Grenzen schändlichen Tuns mit den Worten aufzeigen: „Dassdmer des fei net nochamal machsd!“.

Allerdings bemächtigen sich in diesem Sinn unter anderem auch die Altbayern, die Schwaben, die Allemannen, die Elsässer und die Hessen des praktischen Einsilbers, der so einsilbig gar nicht ist. Denn: „Fei“ ist, wie wir wissen, gar vielfältig einsetz- und anwendbar. Beim Franken erfreut es sich unter anderem auch als Warnung allergrößter Beliebtheit. Beispiel: Du fängst fei gleich anne. Oder: Brunzmer fei ja net an mein Gaddnzaun.

„Fei“ kann aber auch Lob sein (in Neu-Fränkisch): Der is fei subber. Oder es drückt Enttäuschung aus: Des hätt ich fei vo dir net gedachd. Ferner dringende Bitte: Passmer fei bloß auf. Und: Sei fei immer schee fleißig. Auch Verwunderung über das Unwissen anderer liegt im „fei“: Mei Nachberi is fei scho lang hie.

Bei so viel bedeutungsschwerer Vielfalt kann es nicht ausbleiben, dass der Franke seine Zuneigung zum Wörtchen „fei“ sogar in einen nahezu schwärmerischen Reim fasst: Wenn das Wörtchen fei nicht wär, wär unsre Sprache arm und leer. Fei wergli.

ULRICH RACH 31.12.2003 0:00 MEZ © NÜRNBERGER NACHRICHTEN